„Jesu Herz, dir ew’ge Treue“
Der Herz-Jesu-Sonntag wird in Tirol mit feierlichen Prozessionen, dem Herz-Jesu-Bundeslied und mit Bergfeuern des Gelöbnisses gedacht, das die Vorfahren in Not und Gefahr vor dem Heiligsten Herzen Jesu abgelegt haben.
Der historische Hintergrund
Tirol hatte im 16. Jahrhundert durch Kaiser Maximilian I. das Privileg, dass die Männer für ihr Vaterland nicht außerhalb der Landesgrenzen in den Krieg ziehen mussten. Im Gegenzug wurde den Tirolern für dieses Sonderrecht, welches im sogenannten „Landlibell“ verankert wurde, die Pflicht auferlegt, selbst für die Verteidigung ihres Vaterlandes zu sorgen.
Im April 1796 bedrohte Napoleon mit bayrischen und französischen Truppen Tirol und stellt aufgrund dessen Übermacht das Land vor eine scheinbar unlösbare Aufgabe. Alle Männer, die wehrtauglich waren, wurden noch im selben Monat militärisch geschult und das Land wurde in Kriegsbereitschaft versetzt. Kurz darauf kamen in Bozen die Regierung und die Tiroler Landesstände zusammen, um sich über die drohende Gefahr seitens Napoleons Truppen zu beraten. Der Pfarrer von Wildermieming, Hochw. Anton Pfaufler, brachte einen außergewöhnlichen Vorschlag. Dieser Vorschlag wurde vom Stamser Abt Sebastian Stöckl aufgegriffen und sogar von allen Ausschussmitgliedern mitgetragen.
Das Land dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anvertrauen
Der Antrag sah vor, dass das Land Tirol dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anvertraut werden soll. Nachdem diese Idee sofort einstimmig Anklang fand, wurde ein Schwur abgelegt, mit dem zwischen dem Land Tirol und dem „Heiligsten Herzen Jesu“, also Gott, ein starkes Band geknüpft werden sollte. Der abgelegte Schwur erreichte sein Ziel und übertraf sogar sämtliche Erwartungen. Es meldeten sich in der Folgezeit zahlreiche Freiwillige, die den Tiroler Landsturm verstärken wollten. Dieses Ausmaß war für das Land bis dahin ein absolutes Novum. Überraschend gewannen sogar die von Andreas Hofer angeführten Truppen die Schlacht gegen die von Napoleon angeführten Franzosen und Bayern. Der überraschende Sieg Tirols, welcher durch den abgelegten Schwur und letztendlich durch das Eingreifen Gottes errungen werden konnte, gab den Anlass, den Herz-Jesu-Sonntag zum Hohen Feiertag zu erheben.
Das Herz-Jesu-Feuer
Das Entzünden von Bergfeuern war im 18. und 19. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches. Zur damaligen Zeit konnte man über jene Bergfeuer Signale senden. So wurde beispielsweise der Landsturm einberufen, indem von bestimmten Bergen bzw. Berggipfeln aus Signalfeuer entfacht wurden. Aber auch zur Sonnwendfeier wurden Bergfeuer entfacht. Die Feuer, welche zur Sonnwendfeier entfacht wurden, wurden im Laufe der Zeit mehr und mehr von den Herz-Jesu-Feuern abgelöst, so dass diese sich zur Tradition bzw. Brauchtum entwickelten. Durch die Herz-Jesu-Feuer wird also noch heute der Schwur, den damals das Land Tirol mit dem Heiligsten Herzen Jesu begangen hat bzw. der Bund mit dem Herzen Jesu, jährlich erneuert und ins Bewusstsein der Bevölkerung gerufen.
Interessante Begebenheiten
Am Herz-Jesu-Sonntag im Jahr 1920 ereignete sich ein interessanter Vorfall: Es war das Jahr, in dem die Bergfeuer zum ersten Mal nach Ende des Ersten Weltkriegs im Königreich Italien entzündet wurden. Da die Armeeführung diesen Brauch nicht kannte und an einen beginnenden Volksaufstand glaubte, wurden sämtliche in Bozen stationierte italienische Truppen in Alarmbereitschaft versetzt.
Eine weitere Episode ereignete sich im Juni 1962. Der damalige Süd-Tiroler Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago machte an den italienischen Regierungskommissär eine Eingabe, das bis 31. August befristete Verbot, im freien Gelände Feuer anzuzünden, aufzuheben. Die Süd-Tiroler sollten nämlich am Herz-Jesu-Sonntag in Ausübung des alten Tiroler Brauches die traditionellen Bergfeuer abbrennen können. Der Regierungskommissär gab diesem Ersuchen nicht statt! Trotzdem brannten zahlreiche Feuer, denn es galt, trotz