Schon früh wurden in der Gesellschaft kooperative Mechanismen entwickelt, die helfen sollten, sich die Natur zu eigen zu machen und als Gemeinschaft und Familien zu überleben.
Beispiel „La Magnifica Comunità di Fiemme“:
Im Mittelalter ist eine Rechtskonstruktion entstanden, sie sich bis heute bewährt und erhalten hat und von den Bewohnern des Territoriums bewußt und engagiert noch heute gelebt wird. Es ist die „La Magnifica Comunità di Fiemme“, wo im Jahr 1322 die Verteilung der Wertschöpfung des Grund und Bodens an die Bewohner des Tales geregelt wurde:
Das Recht der Holzentnahme aus den Wäldern, das Pflanzrecht von Grundnahrungsmitteln, das Fischereirecht, das Recht auf Abbau von Torf- und Schotter, die Nutzung der Gewässer und das Weiderecht stand und steht heute noch allen Bewohnern des Tales zu. Und dieses Recht darf weder von den Gemeinden noch vom Land noch von einer anderen öffentlichen Körperschaft enteignet werden und auch nicht an private Kapitalgesellschaften verkauft werden. Dazu gibt es ein Urteil des italienischen Verfassungsgerichtes aus dem Jahr 1950, welches dieses Recht den Bewohnern an sich zuspricht und sonst niemandem.
Und das Recht als Bewohner erlangt man, indem man 20 Jahre in dieser Gemeinschaft mit einwandfreiem Leumund lebt, ohne Ansehen der Person oder der Herkunft. Aktuell wird dieses Grundrecht vor allem den schwächeren und bedürftigen Bewohnern zuteil, welche die Vorteile der Wertschöpfung aus dem Kapital der Natur genießen dürfen. Besonders intensiv verteidigt wurde dieses Recht vor der Gewalt der französischen Revolution, welche in den Jahren 1796/1797 und 1809 Verwaltungs-Gewalt über das Territorium erhielt. Die Bürger und Anwohner ließen sich dieses Recht von den Behörden nicht nehmen, und deshalb wurde ein Aufstand gemacht, der auch vor Waffengewalt nicht zurückschreckte.
Die Bewohner des Fleimstales waren sich ihrer Rechte und Freiheiten sehr bewusst und waren deshalb auch unter den verwegensten mit dabei, welche gegen das französisch-bayrische Heer die Eigenständigkeit ihres Landes verteidigten.
Der starke Sinn für die Gemeinschaft ist heute noch lebendig im vielfach verbreiteten Vereinswesen, das in Tirol einen unübersehbaren Pfeiler der Funktion des Gemeinwesens darstellt. Freiwillige Feuerwehren in fast jedem Weiler in Tirol, die Freiwilligen Helfer des Roten und Weissen Kreuzes, Vereine für Kultur- und Heimatpflege, Bildungsausschüsse zur Förderung der Volksausbildung, Schützenvereine, Alpenverein und Bergrettung ersetzen Einrichtungen von öffentlichem Interesse, welche anderswo mit Einsatz von Steuergeldern vom Staat durchgeführt werden müssen, in Tirol aber von den Menschen selber erledigt werden, aus Gemeinschaftssinn und der Notwendigkeit schon zu Urzeiten, in Not und bei karger Fruchtbarkeit des Bodens zusammenzuhalten und kooperativ die Wertschöpfung zu erledigen.